Kurzfassung dieser Studie:
Mobilität macht den größten Anteil der CO2-Emissionen aus, die von der Tourismusindustrie erzeugt werden. Das Ausmaß der CO2-Emissionen, die aus den Fernreisen von Touristen resultieren, hängt stark vom verwendeten Verkehrsmittel ab. Um diese Emissionen zu reduzieren, sollten sich Destinationen dafür einsetzen, eine Verlagerung vom Fliegen und Autofahren auf das Reisen mit der Bahn zu fördern.
Diese Studie stellt die Annahme (Hypothese) auf, dass die gesamte Mobilitätskette, d. h. die Fernreise und die Mobilität am Zielort, ein zusammenhängendes Bündel von Dienstleistungen darstellt. Anhand von Daten aus einem Discrete Choice Experiment, bei welchem die Befragten mit Wahlaufgaben konfrontiert werden, in denen sie aus mehreren Alternativen mit unterschiedlichen Attributen und deren Ausprägungen auswählen müssen, wurde eine Untersuchung mit Besuchern eines Tourismusziels in den österreichischen Alpen durchgeführt. Dies ermöglicht es den Autoren, eine Schätzung der Effekte von Attributen der Fernreise mit dem privaten Fahrzeug und der Bahn (Reisezeit, Reisekosten, Anzahl der Umstiege) sowie der Effekte von Attributen der am Zielort angebotenen lokalen Mobilitätsdienste (Taktung des öffentlichen Nahverkehrs, Carsharing, Mobilitätshub) zu treffen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass lokale Mobilitätsdienste für die Wahl des Verkehrsmittels von Touristen hoch relevant sind und den Marktanteil der Bahn signifikant erhöhen können.
Erkenntnisse aus dieser Studie:
- Destinationen sollten eine Verlagerung vom Fliegen und Autofahren auf die Bahnanreise fördern.
- Die Mobilitätskette, bestehend aus Fernreise und Mobilität am Zielort, wird von Touristen als zusammenhängendes Bündel von Dienstleistungen betrachtet.
- Lokale Mobilitätsdienste am Zielort sind für die Wahl des Fernverkehrsmittels hochrelevant. Je besser das Mobilitätsangebot vor Ort ist, desto eher entscheiden sich Gäste für eine nachhaltige Anreise.
- Der Gepäcklieferservice wurde bei den in der Studie verwendeten Preisen mehrheitlich nicht bevorzugt. Obwohl Gepäck in vielen Studien als wichtiger Grund genannt wird, nicht mit der Bahn zu reisen, zeigte der in diesem Experiment vorgeschlagene Lieferservice mit der vorgegebenen Preisgestaltung eine Abneigung bei den Befragten. Die Autoren führen dies darauf zurück, dass der vorgeschlagene Preis hierfür als "zu hoch" erachtet wurde.
- Eine Verlagerung hin zu mehr Bahnreisen birgt ein erhebliches Potenzial zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Basierend auf der konservativen Annahme, dass Bahnreisen mindestens 50 % weniger Emissionen verursachen als Autofahrten (bezogen auf 100 km pro Person), würde eine Steigerung des Bahnanteils von 14 % auf 24 % eine Senkung der CO2-Emissionen um 5 Prozentpunkte aus Sicht der Tourismusdestination mit sich bringen.