Skitourengehen in den Alpen: Zwischen Risiko und Sicherheit

Wie Tourengeher:innen Risiken eingehen oder vermeiden – eine Analyse für mehr Sicherheit in den Alpen.

Publikation
Elisabeth Happ, Ursula Scholl-Grissemann und Martin Schnitzer (2023)

Kurzfassung dieser Studie:

Die Studie beschäftigt sich mit dem immer beliebter werdenden Trend des Skitourengehens in den Alpen, insbesondere im Bereich des Backcountry Ski Touring (BCST), also dem Auf- und Abstieg im ungesicherten, offenen Gelände mit spezieller Skitourenausrüstung.

Ziel der Forschung war es, das Risikoverhalten und das Risiko-Vermeidungsverhalten von Skitourengeher:innen zu untersuchen sowie deren eingeschätzte Expertise beim Aufstieg und Abstieg zu erfassen. Dafür wurde eine Online-Umfrage mit 300 Teilnehmer:innen durchgeführt, unterstützt von alpinen Vereinen, Skiverbänden und anderen Interessensgruppen in Österreich.

Geschlechterunterschiede: Männer gaben deutlich häufiger an, dass sie sich bewusst Gefahren aussetzen, als Frauen. Allerdings zeigen sowohl Männer als auch Frauen ein hohes Bewusstsein für Sicherheitsmaßnahmen wie das Überprüfen der Ausrüstung und die Berücksichtigung der Wetterbedingungen. Fähigkeitslevel: Personen mit höherer Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten achten tendenziell stärker auf Sicherheit, insbesondere auf FIS-Regeln und potenzielle Gefahren, als weniger erfahrene Tourengeher:innen.

Die Studie empfiehlt, zur Erhöhung der Sicherheit gezielte Präventionsmaßnahmen einzuführen. Dazu zählen beispielsweise Aufklärungskampagnen und Schulungsprogramme, die speziell auf unterschiedliche Erfahrungsniveaus und Geschlechter eingehen.

Besonders wichtig: Auch wenn das Risiko insgesamt als eher gering eingeschätzt wird, unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung von Bewusstseinsbildung und Weiterbildung, um Unfälle im Backcountry zu vermeiden.

Erkenntnisse aus dieser Studie: 

  • Wissen über Gefahren erhöht Sicherheit.
    Wer sich vor der Tour bewusst mit potenziellen Risiken auseinandersetzt, geht sicherer ins Gelände. Vor allem erfahrene Tourengeher:innen informieren sich gründlich über Gefahrenquellen.
  • Erfahrung macht sicherer.
    Erfahrene Skitourengeher:innen überprüfen ihre Ausrüstung  und Umweltbedingungen häufiger als Anfänger:innen – dies reduziert das Risiko erheblich.
  • Männer gehen häufiger bewusst Risiken ein.
    Männliche Tourengeher zeigen eine höhere Bereitschaft, sich bewusst Gefahrensituationen auszusetzen – Aufklärungskampagnen sollten gezielt sensibilisieren.
  • Regelkenntnis schützt.
    Kenntnisse der FIS-Regeln und spezieller Backcountry-Richtlinien tragen zur Risikovermeidung bei. Hier gibt es Nachholbedarf, da rund ein Viertel der Befragten diese Regeln nicht gut kennt.
  • Hohe Sportaffinität – gute Basis für Prävention.
    Da über 80 % der Befragten regelmäßig Sport treiben, sind sie offen für gezielte Sicherheits- und Schulungsmaßnahmen.
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