Inspiration

Kultur.Land.Botschafter:in

Wie im Ötztal die Kulturlandschaft erhalten werden soll
Die alpine Kulturlandschaft ist bedroht. In 5 Modulen wird im Ötztal gezeigt, wie diese erhalten und geschützt werden kann.

F.acT: Wie kam es zur Idee der Kultur.Land.Botschafter:in?

Edith Hessenberger: In den Ötztaler Museen wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, dem Tiroler Kunstkataster und der Abteilung Dorferneuerung des Landes Tirol ein mehrjähriger Schwerpunkt mit dem Titel „Bau.Kultur.Landschaft Ötztal“ durchgeführt, ein Buch und mehrere Ausstellungen waren das Ergebnis. Im Rahmen eines Symposiums wurde die „Längenfelder Erklärung“ zum Erhalt der Tiroler Bau-Kulturlandschaft formuliert und von über 2000 Menschen unterzeichnet. Für uns stellte sich in Folge die Frage, wie die bedrohte Kulturlandschaft konkret im Ötztal besser erhalten und geschützt werden könnte. Das geht nur mittels Sensibilisierung aller Beteiligter – und nur mit vereinten Kräften. Gemeinsam mit dem Naturpark Ötztal und dem Lebensraum Ötztal haben wir beschlossen, einen Lehrgang zu entwickeln, der einerseits das Wissen und den Blick schult, und andererseits auch praktische Handlungsanleitungen gibt. 

F.acT: Wie läuft das in der Praxis ab?

Thomas Schmarda: Wir haben inhaltlich 5 Module entwickelt: „Natur im Siedlungsraum“, „Zauntechniken“, „Heuwerbung“, „Alte Holzbauten erhalten“ und „Trockensteinmauerbau“. Bei jedem Modul gibt es einen theoretischen und einen praktischen Teil für maximal 15 Teilnermer:Innen. Jeweils am Vorabend wird beim theoretischen Teil ein fachlicher Input durch einen ausgesuchten Expert:in geboten. Im Praxisteil können die erlernten Inhalte direkt auf der Fläche umgesetzt und die speziellen Techniken praxisbezogen geübt werden.  Mit diesem umfassenden Knowhow und den praktischen Fertigkeiten wirken die Teilnehmer:innen in ihrem eigenen Umfeld als wichtige Katalysatoren einer vielseiteigen Kulturlandschaft – eben als Kultur.Land.Botschafter:in. 

F.acT: Welche Erfahrungen habt ihr nach dem 2. Jahr gemacht?

Edith Hessenberger: Das Interesse an den angebotenen Lehrgängen ist sehr groß, sowohl in der Ötztaler Bevölkerung als auch im größeren Einzugsgebiet. Die Kombination von Fachvorträgen zur Geschichte unserer Kulturlandschaft sowie ihrer Bedeutung als Lebensraum für Mensch, Tier und Pflanzen, kombiniert mit handwerklichen Tätigkeiten wird von den Teilnehmenden sehr geschätzt. In der Gruppe werden auch anstrengende Arbeiten, im Wissen etwas Sinnvolles zu tun und einen Mehrwert zu leisten, als positiv und erfüllend bewertet. 

F.acT: Wird das Programm auch im nächsten Jahr fortgesetzt und wird es Änderungen geben?

Thomas Schmarda: Nach den beiden Lehrgängen in den Jahren 2024+25 werden wir uns in den kommenden Jahren in einem zweijährigen Rhythmus einpendeln. In den geraden Jahren (2026) wird es Zusatzangebote geben: Dabei bieten sich zB die Themen Heuziehen, Bewässerungsysteme/ Waale an – doch zu viel wollen wir aktuell noch nicht verraten. Ziel dieser Initiative ist es jedenfalls die Ötztaler Kulturlandschaft in ihrer Vielfalt zu erhalten und über diesen Lehrgang auch aktiv zu fördern. 

Edith Hessenberger & Thomas Schmarda

Edith Hessenberger studierte Empirische Kulturwissenschaft und Geografie und leitet seit 2018 die Ötztaler Museen mit dem Turmmuseum Oetz, dem Ötztaler Heimatmuseum und dem Archiv Gedächtnisspeicher Ötztal. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Biographie- und Erzählforschung, Oral History, Alpinismus- und Tourismusgeschichte sowie die Geschichte der alpinen Berglandwirtschaft.

Thomas Schmarda studierte Biologie/Zoologie und ist seit 2005 als GF des Naturpark Ötztal aktiv. Der Naturpark Ötztal setzte sich für den Erhalt der Natur ein, bietet naturnahe Bildungsangebote für Einheimische und Gäste und fördert die naturkundliche Forschung und Direktvermarktung im Tal. Die Verbesserung der Artenvielfalt in der gesamten Region Ötztal, nicht nur im eigentlichen Schutzgebiet, liegt ihm sehr am Herzen. 

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