Kurzfassung der Studie
Das Servicemarketing hat sich von der Fokussierung auf Produkte über Dienstleistungen hin zu Erlebnissen entwickelt. Unternehmen suchen heutzutage Wettbewerbsvorteile und konkurrieren um Erlebnisse anstelle bloßer Kund:innenzufriedenheit. Obwohl das Customer Experience Management (CEM) kein neues Feld ist, hat es sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Besonders in Tourismusdestinationen haben verschiedene lokale Tourismusanbieter:innen Schwierigkeiten, eine hohe Servicequalität entlang der gesamten Customer Journey zu gewährleisten. Daher ist CEM auch in der Tourismusforschung zu einem interessanten Ansatz geworden.
In dieser Studie wird die Kund:innenerlebnisforschung unter Verwendung einer innovativen Forschungsmethode angewendet: der mobilen Ethnographie. Die mobile Ethnographie als qualitative Methode überträgt den klassischen ethnographischen Ansatz durch den Einsatz mobiler Geräte. Dadurch wird der Kunde:die Kundin selbst zum:zur Forscher:in und hat die Möglichkeit, die eigenen Daten selbst zu strukturieren. Insbesondere für Tourismusdestinationen ermöglicht diese Methode, den Gast:die Gästin im genutzten geografischen Raum zu "begleiten" und Daten in Echtzeit sowie in-situ zu sammeln. Sie überwindet somit viele Nachteile sowohl klassischer Umfragestudien als auch der Ethnographie. Das Briefing der Teilnehmer:innen und deren Incentivierung erwiesen sich jedoch als die größten Herausforderungen in zwei Projekten, die in der österreichischen Provinz Oberösterreich durchgeführt wurden.
Kernergebnisse dieser Studie
- Mobile Ethnographie hat sich als effektives Forschungstool im Tourismus erwiesen. Sie ermöglichte die Erfassung von authentischen Echtzeit-Erlebnissen direkt vor Ort durch die Teilnehmenden.
- Die Teilnehmenden wurden zu aktiven Forscher:innen und Co-Kreator:innen der touristischen Produkte. Dies führte zu hochwertigem und detailliertem Feedback aus ihrer Perspektive.
- Die Studie zeigte, dass Gäste sich oft über politische Grenzen hinweg bewegen. Eine supraregionale Zusammenarbeit von Tourismusorganisationen ist daher unerlässlich.
- Die Rekrutierung und ausführliche Einweisung der Teilnehmenden stellte eine große Herausforderung dar. Anreize und eine Support-Hotline erwiesen sich dabei als entscheidend für die Motivation und Datenqualität.
- Die gewonnenen Erkenntnisse führten zu konkreten Anpassungen und Verbesserungen der touristischen Angebote in Oberösterreich. Dies unterstreicht die Bedeutung eines kunden:innenzentrierten Ansatzes in der Produktentwicklung.