Kurzfassung der Studie
Es gibt viele irrtümliche, aber weit verbreitete „Wahrheiten“ über den Tourismus. In dieser Studie wird die Fähigkeit von Einzelpersonen bewertet, diese Mythen zu hinterfragen, sowie deren Selbstwahrnehmung ihrer kritischen Denkfähigkeiten untersucht. Die Untersuchung nutzte eine Umfrage mit 1493 Befragten von 22 Universitäten aus 16 Ländern/Gebieten, um den Dunning-Kruger-Effekt zu testen, der eine umgekehrte Beziehung zwischen Selbstüberzeugung und Kompetenz nahelegt. Die Daten liefern starke Belege für den Dunning-Kruger-Effekt, insofern diejenigen, die eher an Tourismusmythen glaubten, auch eine größere Tendenz hatten, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, und umgekehrt. Es werden die möglichen Ursachen und die Implikationen für die Tourismusausbildung diskutiert, wobei potenzielle Interventionen zu verschiedenen Zeitpunkten entlang der Entwicklungswege der Lernenden identifiziert werden, um eine nachhaltigere Zukunft für die Tourismusforschung und -praxis zu gewährleisten.
Kernergebnisse dieser Studie
Die Studie bestätigt den Dunning-Kruger-Effekt bei Tourismus- und Hospitality-Studierenden:
- Personen, die Tourismusmythen glauben, überschätzen ihre Fähigkeiten erheblich, während kompetentere Personen ihre Leistungen tendenziell unterschätzen.
- Dieser Effekt zeigt sich besonders stark bei Studienanfänger:innen und bei fortgeschrittenen Studierenden (4. Jahr und Postgraduierte), nimmt jedoch im 2. und 3. Studienjahr ab.
- Die Fähigkeit zum kritischen Denken bezüglich Tourismusmythen ist nur schwach mit allgemeinerem logischem Denken oder dem Verständnis von Wissenschaftsmythen korreliert, was auf eine domänenspezifische Natur des kritischen Denkens hindeutet.
- Übermäßiges Selbstvertrauen, insbesondere bei Postgraduierten, kann die kritische Reflexion hemmen und die Fähigkeit einschränken, die Komplexität des Tourismus zu erfassen und bestehende Theorien zu hinterfragen.
- Die Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Lehrpläne und Lehrmethoden in der Tourismusausbildung anzupassen, um kritisches Denken gezielt zu fördern und potenzielle „intellektuelle Gefahrenpunkte" im Lernprozess zu adressieren.