Inspiration

Bio-Energie Kraftwerk

Kraft-Wärme-Kopplung mit Hightech beim Stanglwirt

F.acT: Wie kam es zur Idee, im Stanglwirt ein eigenes Strom- und Wärmekraftwerk zu installieren?

Johannes Hauser: Die Idee, beim Stanglwirt ein eigenes BIO-Energie-Kraftwerk zu errichten, ist aus unserer tiefen Verbundenheit mit der Natur und unserem Selbstverständnis als nachhaltiger Familienbetrieb entstanden. Seit Generationen leben wir am Stanglwirt den Grundsatz, dass Luxus und Umweltschutz keine Gegensätze sein müssen, sondern sich gegenseitig ergänzen können. Schon lange erzeugen wir einen Teil unserer Energie selbst, zum Beispiel durch unser Wasserkreislaufsystem. Doch wir wollten einen Schritt weitergehen und eine Lösung schaffen, die unseren Energiebedarf auf eine neue und vor allem zukunftsfähige Weise deckt – mit regionalen Rohstoffen.
So entstand in enger Zusammenarbeit mit unseren Tiroler Partnern SynCraft und Innio Jenbacher die Vision eines hauseigenen Strom- & Wärme-Kraftwerks. Uns war dabei wichtig, dass die Anlage nicht nur technisch innovativ ist, sondern auch unsere Werte widerspiegelt: Nachhaltigkeit, Regionalität und Verantwortung gegenüber kommenden Generationen. Die Idee war, ein System zu schaffen, das zeigt, wie Energiegewinnung im Einklang mit der Natur funktionieren kann – und das in einem laufenden Hotelbetrieb. Dass wir damit als erster Hotelbetrieb weltweit eine derartige Anlage umsetzen konnten, ist für uns eine große Ehre und ein bedeutender Schritt in unserer Unternehmensgeschichte.

F.acT: Welche konkreten Vorteile bietet diese Anlage?

Johannes Hauser: Unsere BIO-Energie-Anlage bringt gleich mehrere entscheidende Vorteile. Zunächst erzeugen wir damit Strom und Wärme aus naturbelassenem, PEFC RED II zertifiziertem Hackgut aus der Region. Dieses wird in der Holzvergaseranlage von SynCraft in Holzgas umgewandelt und anschließend im hocheffizienten Jenbacher Gasmotor zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. So decken wir mit einer elektrischen Leistung von bis zu 550 kW einen Großteil unseres Energiebedarfs direkt am Standort ab.
Ein besonderer Vorteil liegt in der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung: Die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme wird nicht verschwendet, sondern direkt im Hotelbetrieb und zur Brennstofftrocknung genutzt. Das sorgt für eine maximale Energieeffizienz.
Darüber hinaus entsteht bei der Holzgasreinigung ein wertvolles Nebenprodukt – Pflanzenkohle. Diese kann in der Landwirtschaft als Bodenverbesserer eingesetzt werden und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, weil sie etwa 20 % des im Holz gebundenen CO₂ dauerhaft speichert und damit einen klimapositiven Beitrag leistet.
Ein weiterer Vorteil ist die regionale Wertschöpfung: Wir beziehen das Hackgut ausschließlich aus der Umgebung, mit kurzen Transportwegen. Damit stärken wir die regionale Wirtschaft und reduzieren Emissionen. 

F.acT: Was waren bisher die größten Herausforderungen, um dieses Projekt umsetzen zu können?

Johannes Hauser: Ein Projekt dieser Größenordnung bringt natürlich einige Herausforderungen mit sich. Eine der größten war sicherlich die technische Umsetzung in einem laufenden Hotelbetrieb. Wir mussten eine Lösung finden, die höchste Effizienz und Umweltfreundlichkeit gewährleistet, gleichzeitig aber auch absolut zuverlässig und sicher im täglichen Betrieb funktioniert. Die Abstimmung der verschiedenen Systeme – von der Hackgutlagerung über die Holzvergasertechnologie bis zur Energieverteilung im Hotel – erforderte viel Planung, Präzision und technisches Know-how.
Auch die Errichtung der modernen Hackgutlagerhalle mit Trocknungsanlage und vollautomatischem Kranbetrieb war ein aufwändiger Schritt, um die Versorgung der Anlage kontinuierlich und effizient zu gewährleisten. Zudem mussten wir alle baulichen und genehmigungsrechtlichen Anforderungen erfüllen, die bei einer so innovativen Anlage Neuland bedeuteten.
Nicht zuletzt war es eine Herausforderung, den richtigen Weg zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit zu finden. Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein, sondern muss langfristig funktionieren – ökologisch wie wirtschaftlich.
Dank unserer starken Tiroler Partner SynCraft und Innio Jenbacher, aber auch durch die Unterstützung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, konnten wir diese Hürden meistern. Heute sind wir stolz darauf, mit der Stanglwirt BIO-Energie ein Leuchtturmprojekt realisiert zu haben, das zeigt, wie regionale Zusammenarbeit, Innovation und Umweltbewusstsein zu einer echten Erfolgsgeschichte werden können.

Johannes Hauser

Johannes Hauser ist beim Stanglwirt verantwortlich für die Bereiche Landwirtschaft, Gastronomie und die Stanglwirt BIO-Energie. Nach seinen Lehr- und Wanderjahren in der internationalen Gastronomie kehrte er zurück nach Tirol, um das Herzstück des Stanglwirts weiterzuentwickeln. Unter seiner Leitung werden zahlreiche Produkte wie Milch, Butter, Topfen oder der hauseigene Stangl-Bergkäse direkt am Bio-Bauernhof hergestellt und in der Stanglwirt-Küche verarbeitet. Mit der Stanglwirt BIO-Energie verantwortet Johannes Hauser nun auch ein zukunftsweisendes Projekt im Bereich nachhaltiger Energieversorgung.

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