Forschung

Was sind die "Werte" in alternativen Ernährungssystemen?

Eine systematische Übersicht
Publikation: Nora Katharina Faltmann & Rike Stotten (2025)
Ernährungssysteme lassen sich in soziale, räumliche, ökologische und ökonomische Werte unterteilen.
Die soziale Dimension der Werte von Ernährungssystemen ist Gemeinschaft oder Gerechtigkeit am ausgeprägtesten.
Werte werden weniger als statische Einheiten, sondern als fortlaufende soziale Bewertungsprozesse beschrieben.
Ein Verständnis von Werten wird als zentral erachtet, um eine Nachhaltigkeitstransformation des Ernährungssystems zu ermöglichen.

Kurzfassung der Studie

Eine wachsende Anzahl von Agrar- und Ernährungsstudien untersucht die Werte, die verschiedenen Formen alternativer Ernährungssysteme zugrunde liegen. Doch das Verständnis dessen, was Werte und Bewertungsprozesse im Allgemeinen ausmacht und welche Werte insbesondere alternativen Ernährungssystemen zugrunde liegen, unterscheidet sich in der Literatur stark oder bleibt undefiniert. Dieser Artikel bietet einen Überblick über das konzeptionelle Verständnis von Werten in der sozialwissenschaftlichen Literatur. Auf der Grundlage einer systematischen Literaturübersicht und einer „Schneeball“-Literatursuche werden die verschiedenen Bedeutungen von „Werten“, wie sie in der bestehenden Agrar- und Ernährungsliteratur verstanden werden, systematisch dargestellt, um das Verständnis der Rolle von Werten in alternativen Ernährungssystemen zu vertiefen. Basierend auf der Literaturanalyse synthetisiert die Arbeit anschließend die Erkenntnisse zu Werten in der Agrar- und Ernährungsliteratur, indem sie diese den vier Dimensionen der sozialen, räumlichen, ökologischen und ökonomischen Werten zuordnet. Damit bietet der Artikel eine systematische und theoretisch fundierte Perspektive auf Werte in Agrar- und Ernährungsstudien.

Kernergebnisse dieser Studie

Mangel an theoretischer Fundierung: In der untersuchten Literatur zu alternativen Ernährungssystemen mangelt es an einer theoretischen Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Werten. Der Großteil der Studien (91 von 101) nutzt den Begriff lediglich beispielhaft, wodurch das Verständnis von Werten oft unpräzise bleibt.

Systematisierung durch vier Dimensionen: Die Studie ordnet die Vielfalt der empirischen Werte systematisch der sozialen, räumlichen, ökologischen oder ökonomischen Dimension zu. Dadurch wird eine theoretisch fundierte Perspektive auf die Rolle von Werten in der Agrar- und Ernährungsforschung geboten.

Dominanz der sozialen Werte: Unter den vier Dimensionen ist die soziale am stärksten ausgeprägt und umfasst die größte Breite an untersuchten Werten. Zu den zentralen Werten zählen hier Gemeinschaft, Vertrauen, Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Diese sozialen Beziehungen verleihen Lebensmitteln einen symbolischen Wert, der weit über ihre rein physischen Eigenschaften hinausgeht.

Werte als Hebel für die Nachhaltigkeitstransformation: Werte werden als entscheidende Hebelpunktefür eine tiefgreifende Transformation hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen identifiziert. Die Autorinnen betonen daher, dass die Untersuchung von Bewertungsprozessen eine hohe Priorität in der zukünftigen Forschung haben sollte.

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