Kurzfassung dieser Studie
Der Zweck dieser Studie ist es, das Verständnis dafür zu erhöhen, wie lokale Bewohner:innen in Tourismusdestinationen ihre Rolle bei der Schaffung von Tourismuserlebnissen wahrnehmen.
Es wurde eine qualitative Forschungsarbeit mit 16 lokalen Bewohner:innen in Garmisch-Partenkirchen, einem Tourismus-Hotspot in Deutschland, durchgeführt. Die Studie verwendete eine thematische Analyse in Kombination mit einer qualitativen Inhaltsanalyse, um verschiedene Themen zu identifizieren, die mit der Schaffung von Tourismuserlebnissen durch Gastgeber und Gäste verbunden sind.
Die Ergebnisse zeigen, wie vielfältig lokale Bewohner:innen zu Tourismuserlebnissen beitragen. Es wurde ein Modell entwickelt, das eine Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Beitrag zu Tourismuserlebnissen vorschlägt. Es wurde nur wenig Evidenz dafür gefunden, dass das Konzept der Co-Kreation eine Rolle in den Gastgeber-Gast-Beziehungen spielt, was anderen Literaturquellen widerspricht.
Der gewählte qualitative Forschungsansatz erlaubt keine Verallgemeinerung der Forschungsergebnisse. Die Untersuchung von Wahrnehmungen wirft zudem erkenntnistheoretische Fragen auf. Diese Arbeit enthält Implikationen für verbesserte interne Marketingstrategien und die Einbindung lokaler Bewohner in die Entwicklung von Tourismusdestinationen.
Erkenntnisse dieser Studie
- Vielfältige Beiträge der Einheimischen zur Touristenerfahrung: Die Studie zeigt, dass lokale Bewohner auf vielfältige Weise zu den Touristenerfahrungen beitragen. Diese Beiträge können sowohl aktiv als auch passiv erfolgen:
- Aktive Beiträge umfassen die berufliche Rolle im Tourismus (z.B. in Restaurants, Hotels, Souvenirläden oder als Ranger), wo das Anbieten guter Dienstleistungen als wichtig für positive Touristenerlebnisse wahrgenommen wird. Auch Berufe, die nicht direkt dem Tourismus zugeordnet sind (z.B. Forstwirtschaft), können durch Informationsbereitstellung einen Tourismusbezug haben. Einheimische tragen auch aktiv durch die Organisation und Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen und Festen bei, die als wichtig für die Identität der Einheimischen angesehen werden, aber auch Wert für Touristen schaffen und Interaktionsmöglichkeiten bieten.
- Passive Beiträge umfassen alltägliche Interaktionen und das bloße Teilen öffentlicher Räume. Das äußere Erscheinungsbild, insbesondere das Tragen traditioneller Kleidung, kann Touristen ermöglichen, Einheimische zu identifizieren und ihren Lebensstil zu beobachten, was ebenfalls zur Touristenerfahrung beiträgt
- Geringe Evidenz für Co-Kreation: Entgegen bestehender Literatur wurde nur wenig Evidenz dafür gefunden, dass das Konzept der Co-Kreation (Ko-Kreation) eine Rolle in den Beziehungen zwischen Gastgebern und Gästen spielt. Während kulturelle Veranstaltungen Hinweise auf Ko-Kreationsprozesse zwischen Einheimischen und Touristen zeigten, widerspricht die Definition von Ko-Kreation in der Studie einer rein passiven Interaktion wie dem bloßen Informieren.
- Faktoren, die tiefere Gastgeber-Gast-Beziehungen hemmen:
- Kürzere Aufenthaltsdauern der Besucher:innen
- Veränderte Geschäftsmodelle im Tourismus: Ein Trend zu anonymeren Angeboten wie Ferienwohnungen mit Schlüsselübergabe durch Reinigungskräfte führt zu weniger persönlichem Kontakt
- Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt: Die Einstellung von nicht-lokalem Personal im Tourismusgewerbe, oft aus anderen Ländern, reduziert die Interaktionsmöglichkeiten mit Einheimischen
- Interkulturelle Unterschiede: Schwierigkeiten im Umgang mit Touristen aus bestimmten Kulturen (z.B. verschleierte Touristen oder russische Gäste) können die Interaktion hemmen
- Verbundenheit mit der Gemeinschaft und Tourismusgesinnung: Die Studie deutet darauf hin, dass die Verbundenheit mit der Gemeinde ("community attachment") eine wichtige Rolle für das Engagement der Anwohner im Tourismus spielen kann. Einheimische, die in Garmisch-Partenkirchen geboren oder aufgewachsen sind, zeigten sich eher geneigt, mit Touristen zu interagieren und somit zu deren Erlebnissen beizutragen. Dies wird mit der langen Tourismustradition und einer allgemein positiven Einstellung gegenüber der Tourismusentwicklung und ihren Vorteilen in Verbindung gebracht