Forschung

Diversität, Gleichstellung und Inklusion am Arbeitsplatz

DEI (Diversity, Equity, Inclusion) am Arbeitsplatz im Spannungsfeld von Wahrnehmung und Realität aus Arbeitnehmer/-innenperspektive unter Bezugnahme des Dienstleistungssektors
Im Rahmen ihrer Masterarbeit befragte Sophia Gschoßmann 306 Erwerbstätige im DACH-Raum zu Förderung von DEI am Arbeitsplatz.
Abschlussarbeit: Sophia Gschoßmann (2025)

F.acT: Wieso ist das Thema für die Tiroler Tourismuswirtschaft relevant?

Sophia Gschoßmann: Tirol als internationale Tourismusdestination lebt von kultureller Vielfalt – sowohl auf Gäste- als auch auf Mitarbeitendenseite. Gerade in dieser Branche treffen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und sozialer Hintergründe aufeinander. Diese Diversität bietet enormes Potenzial, birgt aber auch Herausforderungen. Themen wie Gleichstellung, faire Entlohnung, Chancengleichheit und Inklusion sind daher nicht nur moralische, sondern auch wirtschaftliche Imperative. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels und des Wertewandels junger Generationen – insbesondere der Generation Z – wird deutlich: Unternehmen, die Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI) strategisch verankern, steigern ihre Arbeitgeberattraktivität, Innovationskraft und Resilienz. Für Tiroler Tourismusbetriebe ist DEI somit ein zentraler Wettbewerbsfaktor im „war for talents“.

F.acT: Welches methodische Vorgehen haben Sie in Ihrer Arbeit angewandt?

Sophia Gschoßmann: Die Studie folgte einem quantitativen, deduktiven Forschungsdesign und basierte auf einer standardisierten Online-Befragung von 306 erwerbstätigen Personen im DACH-Raum. Ziel war es, die Wirkung von DEI-Maßnahmen auf die wahrgenommene Arbeitgeberattraktivität zu analysieren – mit besonderem Fokus auf den Dienstleistungs- und Tourismussektor. Mittels deskriptiver und multivariater Regressionsanalysen konnten signifikante Zusammenhänge zwischen der Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion und der Wahrnehmung von Fairness, Wertschätzung und Zugehörigkeit nachgewiesen werden.

F.acT: Was sind die Kernergebnisse Ihrer Arbeit und welche Bedeutung haben diese für touristische Destinationen und Betriebe?

Sophia Gschoßmann: Die Ergebnisse zeigen klar: Unternehmen, die DEI aktiv fördern, werden von Mitarbeitenden als deutlich attraktiver wahrgenommen. Besonders stark wirkt die Dimension Equity (Gleichstellung), gefolgt von Diversität und Inklusion. Während Arbeitgeber im Dienstleistungssektor insgesamt etwas schlechter bewertet werden, profitieren Tourismusbetriebe überdurchschnittlich stark von auch nur kleinen DEI-Initiativen. Maßnahmen, die Fairness, Vertrauen und Beteiligung fördern, steigern Loyalität, Motivation und Innovationsfähigkeit der Mitarbeitenden. Damit wird DEI zu einem Schlüsselfaktor für Servicequalität, Gästezufriedenheit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit touristischer Unternehmen.

F.acT: Welche konkreten Handlungsempfehlungen geben Sie in Ihrer Masterarbeit?

Sophia Gschoßmann: Für touristische Betriebe empfiehlt sich ein strategic und cultural fit – also DEI-Maßnahmen, die zur Unternehmenskultur und Mitarbeitendenschaft passen. Effektive Ansätze sind u. a. transparente Karrierepfade, flexible Arbeitszeitmodelle, Shared Leadership, Unconscious Bias-Trainings, Reboarding-Programme sowie eine offene Feedbackkultur. Besonders gefragt sind Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wichtig ist, DEI nicht als Trend, sondern als integralen Bestandteil einer modernen Unternehmenskultur zu verstehen. Gelebte Vielfalt und Inklusion stärken nicht nur das interne Miteinander, sondern auch das touristische Markenbild nach außen – und machen Tirols Betriebe fit für eine nachhaltige, generationengerechte Zukunft.

Eine Publikation zu dieser Masterarbeit ist außerdem in der Zeitschrift Tourismus Wissen Quarterly erschienen:

Gschoßmann, S., & Stadler, R. (2025). Wie DEI am Arbeitsplatz wahrgenommen wird. Tourismus Wissen Quarterly , 42, 17-22

Sophia Gschoßmann

Sophia Gschoßmann hat den Bachelorstudiengang Unternehmensführung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft sowie den Masterstudiengang Entrepreneurship & Tourismus mit Fokus auf Strategisches Management am MCI Management Center Innsbruck mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. Berufliche Erfahrung sammelte sie unter anderem im Personal- und Kreditrisikomanagement der Volksbank Tirol sowie im Content-Management und Consulting in der Tourismusbranche. Besonders interessiert sie sich für Themen an der Schnittstelle von Diversity Management, strategischer Unternehmensführung und nachhaltiger Personalentwicklung.

Sophia Gschoßmann auf LinkedIn

Masterarbeit Betreuung: Prof. MMag. Raphaela Stadler, PhD

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