Forschung

Interne Kommunikation bei der Unternehmensübergabe

Eine vergleichende Studie in familiengeführten Hotels
Im Rahmen ihrer Masterarbeit führte Franziska Klotz halbstrukturierte Interviews in fünf familiengeführten Hotels durch.
Abschlussarbeit: Franziska Klotz (2025)

F.acT: Inwiefern ist das Thema für die Tiroler Tourismuswirtschaft relevant?

Franziska Klotz: Familienunternehmen bilden mit über 90% aller Betriebe das Rückgrat der Tiroler Tourismusbranche. Die Übergabe an die nächste Generation zählt zu den kritischsten Phasen im Lebenszyklus dieser Unternehmen. Nur rund ein Drittel der familiengeführten Unternehmen wird erfolgreich an die zweite Generation übergeben und lediglich 10-15 % schaffen den Übergang zur dritten Generation. Eine effektive Kommunikation innerhalb der Unternehmerfamilie sowie mit den Mitarbeitenden ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor. Da dieses Thema bislang sowohl in der Praxis als auch in der Forschung weitgehend vernachlässigt wurde, leistet meine Masterarbeit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Bedeutung interner Kommunikation im Übergabeprozess.

F.acT: Welches methodische Vorgehen haben Sie in Ihrer Arbeit angewandt?

Franziska Klotz: Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich eine qualitative Studie durchgeführt, bei der in fünf familiengeführten Hotels insgesamt 14 Mitglieder der Unternehmerfamilien sowie Mitarbeitende interviewt wurden. In vier der fünf Hotels war die Übergabe bereits erfolgreich abgeschlossen und die Teilnehmenden berichteten von ihren Erfahrungen. In einem Hotel steht der Generationenwechsel im kommenden Jahr bevor, weshalb die befragten Personen über ihre bisherigen Eindrücke und Vorbereitungen erzählten. Um die Unternehmensgröße in diesem Kontext berücksichtigen zu können, unterschieden sich die ausgewählten Hotels in ihrer Größe. Während das kleinste Unternehmen 15 Angestellte beschäftigt, leitet das größte Familienunternehmen mehrere Hotels mit rund 400 Mitarbeitende. Da ich alle Interviews vor Ort in den Hotels durchgeführt habe, konnte ich besonders authentische Einblicke in dieses sensible und emotionale Thema gewinnen.

F.acT: Was sind die Kernergebnisse Ihrer Arbeit und welche Bedeutung haben diese für touristische Destinationen und Betriebe?

Franziska Klotz: Mithilfe meiner Masterarbeit konnte ich zeigen, dass eine funktionierende interne Kommunikation entscheidend für eine erfolgreiche Übergabe ist und die Unternehmensgröße bestimmte Kommunikationsstrukturen und -prozesse verändert. In kleineren Unternehmen erfolgt die Kommunikation meist informell und spontan, wobei sich private und berufliche Gespräche stark vermischen. In größeren Unternehmen hingegen ist die Kommunikation formeller und die Einbindung familienexterner Führungskräfte sowie klare Kommunikationsregeln sind häufiger notwendig.
Unabhängig von der Unternehmensgröße wird in allen untersuchten Familienunternehmen überwiegend mündlich kommuniziert. Der Bedarf an externer Unterstützung hängt weniger von der Größe des Unternehmens ab, sondern vielmehr von der jeweiligen familiären und betrieblichen Situation. Eine einheitliche und zeitgerechte Kommunikation der Unternehmerfamilie gegenüber den Mitarbeitenden ist besonders wichtig.

F.acT: Welche konkreten Handlungsempfehlungen geben Sie in Ihrer Masterarbeit?

Franziska Klotz: 

  1. Transparente Kommunikation: Ehrlichkeit, Offenheit und Respekt sowie ein Gesprächsklima, in dem alle Beteiligten ihre Bedürfnisse offen ansprechen können, sind zentrale Grundlagen.
  2. Externe Berater:innen heranziehen: Unabhängig von der Größe sollten sich alle Familienunternehmen Gedanken machen, ob Berater:innen notwendig sind. Sie begleiten den Übergabeprozess neutral und helfen bei Konflikten.
  3. Loslassen können: Klare Vereinbarungen zur Rolle der Übergeber:innen nach der Übergabe sind unerlässlich. Übergeber:innen sollten eine beratende und unterstützende Funktion einnehmen und keine ungefragten Ratschläge geben.
  4. Rollenkomplexität reduzieren: Mitglieder von Familienunternehmen tragen oft mehrere Rollen gleichzeitig. Kommunikationsregeln helfen, Rollenbewusstsein zu schaffen. Wichtig ist, dass diese von allen akzeptiert werden.
  5. Mitarbeitende informieren und einbeziehen: Eine einheitliche, kontinuierliche und widerspruchsfreie Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden ist essenziell. Insbesondere langjährige und leitende Angestellte sollten aktiv in den Übergabeprozess eingebunden werden.
Franziska Klotz

Franziska Klotz stammt aus Hall in Tirol und hat kürzlich ihr Masterstudium Strategisches Management & Tourismus am MCI abgeschlossen, wo sie zuvor auch schon ihren Bachelor absolvierte. Durch das Studium vertiefte sie ihre Leidenschaft für die Tourismusbranche und entwickelte ein großes Interesse an Familienunternehmen. Währenddessen sammelte sie berufliche Erfahrungen in den Bereichen Tourismusberatung, MICE-Tourismus und Destinationsmanagement. Zudem studierte sie zwei Semester im Ausland an der Università degli Studi di Perugia in Italien sowie an der University of Guelph in Kanada.

Franziska Klotz auf LinkedIn

Masterarbeit Betreuung: Prof. Priv.-Doz. MMag. Dr. Anita Zehrer

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