Forschung

Risikowahrnehmung von Eigentümer:innen touristischer Familienunternehmen

Eine qualitative Studie zu ihrem Einfluss auf die Destinationsentwicklung
Die Studie zeigt auf, dass touristische Familienunternehmen Risiken wie den Arbeitskräftemangel oft externalisieren, was einen proaktiven Ansatz zur nachhaltigen Destinationsentwicklung hemmt.
Publikation: Gundula Glowka, Anita Zehrer (2019)
Familienunternehmen externalisieren Risiken, vernachlässigen Eigenverantwortung für Destinationsentwicklung.
Proaktive Marketingrolle von Familienunternehmen, aber reaktive Haltung bei Klima- und Personalrisiken.
Preisdumping: interne Wahrnehmung, erfordert Kooperation unter Betrieben.
Regionalentwicklung ist Unternehmer:innenpflicht, weniger DMO-Kernaufgabe.

Kurzfassung der Studie

Bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Tourismus beinhaltet das Destinationsmanagement die Koordination verschiedener Stakeholder:innen, und die Theorie legt nahe, dass die Sicherstellung von Nachhaltigkeit, einschließlich der Berücksichtigung von Stakeholder-Interessen bei der Entscheidungsfindung und strategischen Planung, entscheidend ist. Daher ist es auch unerlässlich, die Interessen und Beziehungen der Stakeholder:innen zu verstehen. In der österreichischen Alpenregion dominieren kleine und mittlere Familienunternehmen, die touristische Produkte anbieten, die ländliche Tourismuslandschaft. Es wurde jedoch wenig darüber geforscht, wie diese Familienunternehmen zur Gestaltung der Zukunft der Destination beitragen. 

Daher untersuchte diese qualitative Studie mittels leitfadengestützter Interviews die Risikowahrnehmung von Familienunternehmer:innen für die Entwicklung österreichischer Tourismusdestinationen. Familienunternehmen externalisierten Risiken wie den Arbeitskräftemangel als strukturelles Problem und vernachlässigten ihre Verantwortung, Mitarbeiter:innen durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Die Externalisierung von Risiken auf andere Stakeholder-Gruppen verhinderte somit den proaktiven Ansatz der Familienunternehmen zur nachhaltigen Destinationsentwicklung.

Kernergebnisse dieser Studie

  • Familienunternehmen neigen zur Externalisierung bestimmter Risiken für Tourismusdestinationen. Dazu zählen der Klimawandel und der akute Arbeitskräftemangel.
  • Preisdumping wird als direkte Bedrohung wahrgenommen, die Kooperation erfordert. Trotzdem sehen einzelne Betriebe Kapazitätserweiterungen als eigene Lösungsoption.
  • Der Fachkräftemangel wird oft als branchenweites strukturelles Problem betrachtet. Eigene Verantwortung für bessere Arbeitsbedingungen wird dabei häufig vernachlässigt.
  • Stagnierende Destinationsentwicklung und mangelndes Marketing internalisieren die Betriebe. Sie fühlen sich für die Stärkung der regionalen Marke verantwortlich und sehen Handlungsmöglichkeiten.
  • Die Studie zeigt eine komplexe Mischung aus proaktivem und reaktivem Verhalten. Erfolgreiche nachhaltige Tourismusentwicklung erfordert jedoch verstärkte Zusammenarbeit aller Stakeholder:innen.

Sei bereit für alles, was die Zukunft im Tourismus bringt.