Forschung

Unternehmerische Resilienz in Familienunternehmen – Ein intergenerationeller Lernansatz

Entwicklung von Widerstandsfähigkeit im Führungswechsel durch generationenübergreifende Zusammenarbeit
Mittels eines intergenerationellen Lernansatzes analysiert diese Studie, wie Familienunternehmen ihre Widerstandsfähigkeit stärken und kritische Führungswechsel erfolgreich bewältigen.
Publikation: Anita Zehrer, Gabriela Leiß (2019)
Misstrauen und unklare Rollen behindern Generationenübergabe und Zusammenarbeit stark.
Intergenerationelles Lernen durch adaptive Ressourcen fördert familiäre Resilienz.
Offene Kommunikation und gemeinsame Ziele stärken familiären Zusammenhalt.
Klare Rollen und Wissenstransfer sichern nachhaltige Unternehmensübergabe.

Kurzfassung der Studie

Ziel dieser Studie ist es, die Führungsnachfolge in Familienunternehmen zu untersuchen. Obwohl umfangreiche Forschung zur Führungsnachfolge existiert, wurde bisher kein Versuch unternommen, dieses Phänomen mittels eines intergenerationellen Lernansatzes zu verstehen. Durch die Anwendung des Double ABC–X-Modells wird diskutiert, wie Resilienz durch intergenerationelles Lernen während der Führungsnachfolge in Familienunternehmen entwickelt wird.
Basierend auf einem Einzelfall werden Vor- und Nach-Ereignis-Parameter der untersuchten Unternehmerfamilie definiert und das Double ABC–X-Modell als analytischer Rahmen genutzt. Einzel- und Paarinterviews sowie ein Familienunternehmens-Workshop wurden im Rahmen eines Aktionsforschungsansatzes mit mehreren Interventionen durchgeführt. Die qualitativen Daten wurden mittels Reflexionstagebüchern, Feldnotizen und Beobachtungsprotokollen gesammelt. Schließlich werden die Daten gemäß einer zirkulären Dekonstruktionsstrategie analysiert.


Es werden spezifische Stressorparameter vor dem Ereignis festgestellt, die mit gegenseitigem Misstrauen, unabhängiger Entscheidungsfindung und nicht-strategischer Übertragung von Macht, Wissen und Verantwortung vom Vorgänger auf den Nachfolger zusammenhängen. Die Intervention, die auf dem intergenerationellen Ansatz basiert, konzentriert sich in der Post-Krisen-Phase auf die Problemlösung und Bewältigung der neuen Situation des Zusammenlebens der beiden Generationen. Der intergenerationelle Lernansatz, basierend auf der Anhäufung von Anforderungen, adaptiven Ressourcen und Wahrnehmung, ist die Quelle der Familienanpassung. Zusätzlich scheint die Kraft der Erzählung, vergangene Ereignisse zu reflektieren und die Zukunft zu projizieren, der Punkt zu sein, an dem die Familie beginnt, Resilienz zu entwickeln.


Die Art und Weise, wie Familienunternehmen mit kritischen und stressigen Ereignissen während der Führungsnachfolge umgehen, kann zu intergenerationellem Lernen führen, das eine Quelle resilienter Familien ist. In dieser Studie wird das Double ABC–X-Modell angewendet, um die Führungsnachfolge in Familienunternehmen zu verstehen und weiterentwickelt, um zu erklären, wie Familien Resilienz entwickeln.

Kernergebnisse dieser Studie

  • Herausforderung der Nachfolge: Die Studie zeigt, dass die Führungsnachfolge in Familienunternehmen ein komplexer und langwieriger Prozess ist, der von zahlreichen kritischen und stressigen Ereignissen begleitet wird. Diese Ereignisse umfassen Stressoren vor der Krise, die Krise selbst und Lernhandlungen in der Zeit danach, die alle gemeinsam gemanagt werden müssen.
  • Identifizierte Stressoren: Es wurden spezifische Stressoren festgestellt, die mit gegenseitigem Misstrauen, unabhängiger Entscheidungsfindung und einer nicht-strategischen Übertragung von Macht und Wissen vom Vorgänger auf den Nachfolger zusammenhängen. Auch unaufgelöste Beziehungs- und Geschwisterkonflikte sowie fehlende klare Verantwortlichkeiten belasten den Prozess erheblich.
  • Rolle des intergenerationellen Lernens: Intergenerationelles Lernen, basierend auf der Anhäufung von Anforderungen, adaptiven Ressourcen und der Wahrnehmung der Situation, ist die zentrale Quelle der Familienanpassung und -resilienz. Es ermöglicht den Familienmitgliedern, aus kritischen Ereignissen zu lernen und neue Perspektiven zu entwickeln.
  • Resilienzentwicklung durch Intervention: Durch gezielte Interventionen, wie z.B. Reframing und die Etablierung gemeinsamer Kommunikationsregeln (z.B. wöchentliche Jour-fixes), konnten emotionale Belastungen reduziert und ein Lernprozess angestoßen werden. Dies führte zu einem verbesserten gegenseitigen Verständnis und einer allmählichen Entwicklung der Familienresilienz.
  • Praktische Implikationen zur Stärkung der Resilienz: Um Resilienz in Familienunternehmen zu fördern, sind die Reduzierung von Stress, die klare Definition von Kompetenzen und Verantwortlichkeiten sowie der Aufbau einer wissensorientierten Kultur essenziell. Darüber hinaus helfen der Aufbau emotionaler und räumlicher Distanz sowie die Etablierung adaptiver Konfliktlösungsstrukturen bei der erfolgreichen Bewältigung kritischer Ereignisse.

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