Kurzfassung der Studie
Diese Studie befasst sich mit den Herausforderungen des Fachkräftemangels im Gastgewerbe, einem Sektor, in dem menschliches Kapital von entscheidender Bedeutung ist. Ein häufig genannter Grund für diesen Mangel ist das schlechte Image der Branche. Die Forschung zielt darauf ab, die Einflussfaktoren des Fachkräftemangels zu untersuchen, indem sie sowohl die Perspektiven von Arbeitnehmenden als auch von Arbeitgebenden darstellt.
Für diese Untersuchung wurden 232 Personen, davon 128 Arbeitnehmende und 104 Arbeitgebende, aus der ländlichen Hotellerie in Norditalien befragt. Die Datenerhebung erfolgte mittels einer schriftlichen, geschlossenen Online-Umfrage im Rahmen eines Convenience-Sampling-Ansatzes. Zur Überprüfung der Hypothesen wurde die Spearman-Korrelation verwendet.
Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Mangel an Fachkräften und verschiedenen Faktoren. Dazu gehören berufliche, digitale, soziale und grüne Kompetenzen, brancheninterne Merkmale sowie symbolische Image-Attribute der Branche. Die Analyse verdeutlicht, dass einige dieser Faktoren für Arbeitnehmende wichtiger sind, während andere für Arbeitgebende eine größere Rolle spielen.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen leitet die Studie mehrere praktische Handlungsempfehlungen für den Hotellerie-Sektor ab. Dazu zählen die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Reduzierung manueller Tätigkeiten durch digitale Technologien, eine realistische Karriereplanung, Employer Branding sowie die Identifizierung von Qualifikationsdefiziten und die Bereitstellung spezialisierter Schulungen.
Der Wert und die Originalität dieser Forschung liegen darin, dass sie im Gegensatz zu den meisten bisherigen Studien zum Fachkräftemangel im Gastgewerbe beide Perspektiven, die der Arbeitnehmenden und die der Arbeitgebenden, vergleicht. Dies, zusammen mit der Berücksichtigung des Branchenimages, ermöglicht ein realistisches Bild der relevanten Einflussfaktoren für eine ländliche Tourismusdestination in Norditalien.
Kernergebnisse dieser Studie
Die Studie beleuchtet den Fachkräftemangel in der ländlichen Hotellerie und identifiziert einen klaren Zusammenhang mit spezifischen Faktoren, die sich je nach Perspektive (Arbeitnehmende oder Arbeitgebende) unterschiedlich auswirken können:
- Der Fachkräftemangel in der ländlichen Hotellerie wird direkt durch einen Rückgang spezifischer beruflicher, digitaler, sozialer und grüner Kompetenzen beeinflusst.
- Es bestehen sowohl ein Mangel an qualifizierten Bewerbenden (Skill Shortages) als auch Kompetenzlücken (Skill Gaps) bei bestehendem Personal.
- Digitale Kompetenzen, insbesondere der Umgang mit Bürosoftware, Buchungs- und Property-Management-Systemen, sowie sozialen Medien für geschäftliche Zwecke, sind im ländlichen Hotelgewerbe oft unzureichend.
- Grüne Kompetenzen (z.B. Minimierung des Umwelteinflusses, Nachhaltigkeitswissen) beeinflussen den Fachkräftemangel primär aus Sicht der Arbeitgebenden, nicht der Arbeitnehmenden.
- Soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktmanagement und Fremdsprachenkenntnisse sind für beide Gruppen (Arbeitnehmende und Arbeitgebende) entscheidend für die Attraktivität der Bewerbenden.
- Instrumentelle Attribute der Beschäftigung, wie eine angemessene Work-Life-Balance, Arbeitsintensität, gute Verdienstmöglichkeiten und soziale Absicherung, sind für die Reduzierung des Fachkräftemangels von Bedeutung.
- Das Image der Branche beeinflusst den Fachkräftemangel, wobei Arbeitnehmende sozial, ökologisch und ethisch verantwortungsbewusste Betriebe attraktiver finden, während Arbeitgebende dies oft als Hürde bei der Personalrekrutierung wahrnehmen.
- Die Vergleichbarkeit der Perspektiven von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden ist entscheidend, um ein realistisches Bild der Einflussfaktoren auf den Fachkräftemangel in ländlichen Tourismusdestinationen zu erhalten.