Forschung

Organisationale Resilienz in Hotel-Familienunternehmen während der COVID-19-Pandemie

Eine qualitative Untersuchung der Krisenresilienz in Tiroler Hotel-Familienunternehmen
Diese Studie belegt, wie Hotel-Familienunternehmen ihre organisationale Resilienz in der COVID-19-Krise aus internen und externen Faktoren ableiten und dabei eine bemerkenswert optimistische Perspektive bewahren.
Publikation: Katrin Schwaiger, Anita Zehrer, Boris Braun (2021)
Engagierte Mitarbeiter:innen bilden das Rückgrat der Unternehmensresilienz.
Hotelunternehmer:innen zeigten überraschend positive Zukunftsperspektiven trotz Krise.
Resilienz speist sich aus internen, externen Faktoren auf drei Ebenen.
Offene Kommunikation und lokale Netzwerke fördern die Krisenbewältigung.

Kurzfassung der Studie

Diese Studie befasst sich mit Inhaber:innen von Hotel-Familienunternehmen, die als wesentliche Säulen der Tourismusbranche gelten. Sie untersucht, wie diese die Krise wahrnehmen und welche Faktoren ihre organisationale Resilienz beeinflussen, wobei auch die Rolle ihrer menschlichen Ressourcen beleuchtet wird. Dabei werden interne und externe Resilienzfaktoren sowie verschiedene Ebenen von Resilienzmaßnahmen analysiert.


Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die COVID-19-Pandemie am 11. März 2020 ausrief, war insbesondere die Tourismusbranche in Tirol stark betroffen. Tourismusunternehmen befanden sich in der herausfordernden Phase der Rückkehr zum Normalgeschäft, was der vierten Phase von Faulkners (2001) Rahmenwerk für Tourismus-Katastrophenmanagement entspricht. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein qualitativer, explorativer Ansatz mittels halbstrukturierter Interviews gewählt.
Ein ganzheitlicher, explorativer Ansatz ermöglichte die Identifizierung mehrerer Methoden, die von Unternehmer:innen im Umgang mit einer Pandemiekrise eingesetzt werden, um die Geschäftsresilienz in einer spezifischen Phase zu steigern. Dabei wurden interne und externe Resilienzfaktoren auf drei Ebenen von Resilienzmaßnahmen – der persönlichen, regionalen und staatlichen Ebene – ermittelt. Besonders überraschend war die überwiegend positive Einstellung der Unternehmer:innen, die sich in den halbstrukturierten Tiefeninterviews zeigte.


Insgesamt trägt diese Studie dazu bei, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie Tourismusunternehmen globale Krisen wie die COVID-19-Pandemie bewältigen, wobei Familienunternehmer:innen als beispielhafte Akteur:innengruppe dienen. Sie schließt eine Lücke in der Literatur, indem sie einen ganzheitlichen, explorativen Ansatz in der frühen Phase einer beispiellosen globalen Krise anwendet und die organisationale Resilienz umfassend beleuchtet. Die ermittelten drei Ebenen der Resilienzmaßnahmen – auf Regierungs-, regionaler und individueller Ebene – bieten neue Einblicke in die Art und Weise, wie die initiale Phase einer Pandemiekrise von Hotel-Familienunternehmer:innen gehandhabt und wahrgenommen wird.

Kernergebnisse dieser Studie

  • Optimistischer Ausblick der Eigentümer:innen: Hotellerie-Familienunternehmer:innen zeigten trotz der schwerwiegenden Krise eine überraschend positive Einstellung. Dieser Optimismus ermöglichte ihnen schnelle Reaktionen und die Entwicklung sinnvoller Notfallpläne.
  • Zentrale Rolle der Mitarbeiter:innen: Angestellte sind ein wesentlicher Pfeiler für erfolgreiches Krisenmanagement und organisationale Resilienz. Eine offene, ehrliche und wertschätzende Kommunikation mit dem Personal ist dabei von entscheidender Bedeutung.
  • Kombination interner und externer Faktoren: Organisationale Resilienz ergibt sich aus dem Zusammenspiel interner Faktoren wie persönliche Eigenschaften und Kommunikationsverhalten sowie externer Faktoren wie Mitarbeiter:innen, Finanzen und Netzwerke. Die Persönlichkeit der Eigentümer:innen, die sich durch intensive Problemlösung auszeichnet, trägt wesentlich zur Widerstandsfähigkeit bei.
  • Drei Ebenen der Resilienz-Handlung: Die Studie identifizierte persönliche/individuelle, regionale und staatliche Ebenen des Resilienz-Handelns. Diese verdeutlichen die unterschiedlichen Kontrollbereiche und Einflussmöglichkeiten der Unternehmensinhaber:innen.
  • Finanzielle Vorsorge und Netzwerke: Ausreichendes Eigenkapital und Liquidität sind für die Stabilität des Geschäfts während einer Krise sehr ratsam. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Geschäftsinhaber:innen im Netzwerk werden ebenfalls als wertvoll für kreative Lösungen angesehen.

Sei bereit für alles, was die Zukunft im Tourismus bringt.