Forschung

Tourismus und Neurodiversität: Eine Problematisierung und Forschungsagenda

Eine kritische Analyse und ein Handlungsrahmen für den Tourismus
Diese Studie beleuchtet die mangelnde Problematisierung von Neurodiversität in der Tourismusforschung und zeigt auf, dass Tourismusanbieter:innen und Regierungen es versäumt haben, die nötigen Anpassungen für neurodivergente Menschen zu definieren und umzusetzen.
Publikation: Allan Jepsona, Raphaela Stadler, Brian Garrod (2024)
Mangelnde Problematisierung von Neurodiversität führt zu fehlenden Tourismusanpassungen.
Neurodiverse Familien tragen die Hauptlast der Verantwortung für ihre Urlaubserlebnisse.
Dreistufiger Verantwortungsrahmen kann Inklusionspflichten strukturieren.
Soziales Modell der Neurodiversität fordert Barrierenabbau für gleichberechtigte Urlaubserlebnisse.

Kurzfassung der Studie

In dieser Studie wird das Konzept der Neurodiversität und dessen Anwendung im Tourismus untersucht. Eine kritische Analyse, die auf dem sozialen Modell von Behinderung basiert, zeigt auf, dass Neurodiversität in der Tourismusforschung bisher unzureichend problematisiert wurde. Am Beispiel der Herausforderungen bei der Urlaubsgestaltung für Familien mit autistischen Kindern wird dargelegt, wie Tourismusanbieter:innen und Regierungen es versäumt haben, die notwendigen Veränderungen zur Deckung der Bedürfnisse neurodivergenter Personen zu identifizieren und die Verantwortlichkeiten für deren Umsetzung klar festzulegen. Aus dieser Diskussion wird ein Handlungsrahmen mit drei Verantwortlichkeitsebenen entwickelt: Regierungen, das Tourismussystem und neurodiverse Familien. Abschließend wird eine Forschungsagenda für die zukünftige Untersuchung von Tourismus und Neurodiversität präsentiert, die sich insbesondere auf das soziale Modell der Neurodiversität und die Verantwortlichkeiten der Tourismusbranche, der Tourist:innen und der Regierungen (einschließlich gemeinnütziger Organisationen) bezieht. Daraus resultiert ein Aufruf an alle Tourismusforscher:innen, die Forschung zur Neurodiversität anhand dieses Rahmens und der Forschungsagenda voranzutreiben.

Kernergebnisse dieser Studie

  • Neurodiversität ist im Tourismus bisher unzureichend problematisiert worden, was zu einer Vernachlässigung dieser Reisegruppe führt.
  • Regierungen und Tourismusanbieter:innen haben es versäumt, die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen zu erkennen und die erforderlichen Anpassungen umzusetzen.
  • Die Studie präsentiert einen dreigliedrigen Verantwortungsrahmen, der Regierungen, das Tourismussystem und neurodiverse Familien in die Pflicht nimmt, um Inklusion zu schaffen.
  • Neurodiverse Familien tragen derzeit eine unverhältnismäßig hohe Last der Verantwortung für ihre Urlaubserlebnisse, was dem sozialen Modell der Neurodiversität widerspricht.
  • Es besteht ein dringender Forschungsbedarf und Handlungsaufforderung, das soziale Modell der Neurodiversität anzuwenden, um Barrieren abzubauen und gleichberechtigte Urlaubserfahrungen zu ermöglichen.

Sei bereit für alles, was die Zukunft im Tourismus bringt.